Neues Seenotrettungsboot der DGzRS in Bremen auf den Namen PUG getauft

02. Oktober 2021

Foto: Die Seenotretter – DGzRS/David Hecker
Foto: Die Seenotretter – DGzRS/David Hecker
Foto: Die Seenotretter – DGzRS/David Hecker

Die Freiwilligenstation Prerow/Wieck der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) hat ein neues Seenotrettungsboot erhalten. Katharina Pugmeister taufte es am Samstag, 2. Oktober 2021, auf dem Gelände der Seenotretter-Zentrale in Bremen auf den Namen PUG.

„Unsere neue Rettungseinheit ist optimal für unser Revier in den rückwärtigen Boddengewässern der Halbinsel Fischland-Darß-Zingst geeignet“, sagte der freiwillige Vormann Jens Pagel bei der Taufe. Das Einsatzgebiet der neun Rettungsmänner umfasst vor allem den Bodstedter Bodden, den Koppelstrom und den Prerower Strom. „Die PUG ist mit 38 Knoten mehr als doppelt so schnell wie ihr Vorgänger, besitzt bei geklappten Motoren lediglich einen Tiefgang von 65 Zentimetern und ist ausgesprochen wendig, beste Voraussetzung für erfolgreiche Einsätze. Dank der sehr hohen Geschwindigkeit sind wir jetzt noch schneller bei den Menschen in Not. Zudem haben wir außen mehr Platz und durch die höher gezogene Bordwand einen verbesserten Eigenschutz“, lobte er das neue Seenotrettungsboot. Ermöglicht hat den Neubau Jörn Pugmeister aus Stuttgart mit einer sehr großzügigen Spende. „Schon als Junge hatte ich eine sehr tiefe Beziehung zur See, erwachsen durch Romane und meinen Vater. Er war Marineangehöriger“, erinnert sich der weitgereiste 81-Jährige. Zu den Seenotrettern entwickelte er in dieser Zeit „eine große Zuneigung“ – sie sind für ihn „tapfere und hilfsbereite Menschen“. Die logische Folge ist sein finanzielles Engagement.

Traum mit zwei Masten

Obwohl Jörn Pugmeister im Erwachsenenalter als Motorsportjournalist, Pressechef bei Porsche und begeisterter Rallye-Fahrer eher auf vier Rädern als auf einem Kiel unterwegs war, ließ den ausgebildeten Taucher die Liebe zur See nie los. Und mit 51 Jahren erfüllte er sich einen Traum: Mit dem Zweimaster „Bremer Wappen“ war er zwei Jahre lang als Alleinsegler im Pazifischen und Indischen Ozean unterwegs. Während der überaus erlebnisreichen Reise beeindruckte ihn auch die Funkkameradschaft unter den Seglern, die ihn auf Kurzwelle stets mit seinem selbst gewählten Rufnamen Papa Uniform Golf „PUG“ riefen. Dieser lebt jetzt in dem neuen Seenotrettungsboot der Freiwilligen-Station Prerow/Wieck weiter. Der neuen Rettungseinheit gab Katharina Pugmeister auf dem Gelände der DGzRS-Zentrale in Bremen mit den Worten „Ich taufe dich auf den Namen PUG und wünsche dir und deiner Besatzung allzeit gute Fahrt und stets eine sichere Heimkehr“ ihren endgültigen Namen. Die PUG entstand auf der finnischen Spezialwerft Arctic Airboats in enger Entwicklungszusammenarbeit mit den Seenotrettern. Sie ist die fünfte Einheit der 8,9-Meter-Klasse der DGzRS. Das aus sehr robustem Polyethylen bestehende Vollkunststoffboot ist äußerst wartungsarm und verfügt über zwei 200-PS-Außenbordmotoren. Es löst das Seenotrettungsboot STRALSUND der 8,5-Meter-Klasse ab. Die 1994 gebaute Einheit bleibt im Rettungsdienst tätig: Die DGzRS hat das Boot an die Freiwillige Feuerwehr Glückstadt verkauft, die sie zukünftig auf der Elbe einsetzen wird. „Über Jörn Pugmeisters großzügige Spende sind wir außerordentlich dankbar. Denn diese versetzt uns in die Lage, unsere Freiwilligen der Station Prerow/Wieck mit einem modernen Neubau auszurüsten und ihnen damit bestmögliche Aussicht auf Erfolg ihrer mitunter auch gefahrvollen Einsätze zu geben“, sagte Matthias Claussen, stellvertretender ehrenamtlicher Vorsitzer der DGzRS, anlässlich der Taufe.

Geschichte der Station Prerow/Wieck

Prerow gehört zu den ältesten deutschen Seenotrettungsstationen. Die DGzRS unterhält die Station bereits seit 1868. Heute umfasst das Revier der neun freiwilligen Seenotretter um Vormann Jens Pagel mit Liegeplatz im Hafen von Wieck boddenseitig vor allem den Bodstedter Bodden, den Koppelstrom und den Prerower Strom. Es ist bei Wassersportlern ein beliebtes Seegebiet, auf dem aber auch viele Fahrgastschiffe unterwegs sind. Zudem unterstützen die dortigen Seenotretter gegebenenfalls ihre Kollegen der Station Wustrow im Saaler Bodden. Die PUG wird ihren Liegeplatz am Wasserwanderrastplatz Wieck an der Boddenseite der Halbinsel Fischland-Darß-Zingst haben. Vom historischen Stationsgebäude in Prerow an der Seeseite der Halbinsel zum Seenotrettungsboot fahren die Rettungsmänner mit einem neuen, im Sommer in Dienst gestellten SAR-Fahrzeug.

Die Eckdaten des neuen Seenotrettungsbootes:

• Länge über Alles: 8,90 Meter

• Breite über Alles: 3,10 Meter

• Tiefgang: 0,88 Meter Tiefgang (0,65 Meter bei geklappten Motoren im Flachwasserbereich)

• Verdrängung: 3,2 Tonnen

• Geschwindigkeit: 38 Knoten (ca. 70 km/h)

• Besatzung: Freiwillige

• Antrieb: Yamaha FL200G, Yamaha F200G, je 200 PS Das sogenannte Rigid Buoyant Boat (RBB) erreicht seinen Auftrieb – wie der Name sagt – durch seinen starren leichten Rumpf selbst, ohne Schlauch. Die Manövrierfähigkeit, das Schleppverhalten und die Stabilität des Vollkunststoffbootes sind außerordentlich gut, Sog und Wellenschlag gering.

 

Über die Seenotretter

Die DGzRS ist zuständig für den maritimen Such- und Rettungsdienst in den deutschen Gebieten von Nord- und Ostsee. Zur Erfüllung ihrer Aufgaben hält sie rund 60 Seenotrettungskreuzer und -boote auf 55 Stationen zwischen Borkum im Westen und Usedom im Osten einsatzbereit – rund um die Uhr, bei jedem Wetter. 180 fest angestellte und rund 800 freiwillige Seenotretter fahren Jahr für Jahr mehr als 2.000 Einsätze. Die gesamte unabhängige und eigenverantwortliche Arbeit der Seenotretter wird ausschließlich durch freiwillige Zuwendungen finanziert, ohne Steuergelder. Seit Gründung der DGzRS 1865 haben ihre Besatzungen rund 85.000 Menschen aus Seenot gerettet oder drohenden Gefahren befreit. Schirmherr des Rettungswerkes ist der Bundespräsident.

Weitere Informationen unter www.seenotretter.de

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